Umstellung von der Halle auf den Sandplatz
Liebe Leser und Leserinnen, in diesem Artikel beschäftigen wir uns mit dem Thema der Umstellung von der Halle auf den Sandplatz. Möchte man die Trainingsziele, Trainingsinhalte, Trainingsbelastungen, Spieltaktik, etc. festlegen, muß man zunächst ein paar theoretische Grundlagen analysieren.
Was sind die Unterschiede bei der Spieldauer und der Schlaghäufigkeit für einen Punkt in der Halle und auf Sand?
Der durchschnittliche Ballwechsel auf Sand dauert 8,3 s (Männertennis), bei den Damen sogar 10,7 s.
Nimmt man den durchschnittlichen Wert (je nach Bodenbelag in der Halle) von Gras und Hartplätzen, kommt man bei den Männern auf 4,6 s und bei den Damen auf 6 s.
Die Schlaghäufigkeit eines Punktes beträgt im Männertennis 6,8 und bei den Damen 5 Schläge, d.h. der Spieler/Spielerin hat 3,4 bzw. 2,5 Schläge zur Verfügung um den Punkt zu machen. (Alle Zahlenangaben nach Schönborn1998.)
Wir wissen nun, dass die Ballwechsel auf Sand länger werden. Außerdem verändern sich natürlich die äußeren Umstände. Auf den Freiplätzen kommt im Gegensatz zur Halle der evtl. Sonneneinfluß und der Wind dazu, der das Spiel im freien erheblich erschwert. Auch der Sandplatz ist sehr unterschiedlich zu spielen; bei trockenem Wetter und viel Sonne ist er zumeist sehr schnell, bei nasser und kalter Witterung dagegen eher langsam. Die Geräuschkulisse verändert sich und die Ablenkungsfaktoren nehmen zu. Besonders am Anfang bei den ersten Trainingseinheiten auf Sand sollten die Spieler nicht dem Trugschluß unterliegen, sie schlagen die Bälle weniger hart als in der Halle. Es sind ganz einfach die etwas leiseren Geräusche, wenn man den Ball im Freien schlägt, die einem das Gefühl vermitteln, man spielt langsamer als in der Halle. Bei blauem Himmel hat man besonders bei Schmetterbällen und Aufschlägen oft Schwierigkeiten den Ball gut zu treffen. Das liegt daran, dass der Hintergrund (Hallendecke) fehlt. Auf Sandplätzen kann natürlich auch der Ball verspringen, besonders in den ersten Wochen, wenn die Sandplätze noch nicht ausreichend hart geworden sind. Aber das gehört nun mal zur Sandplatzsaison dazu!! Auf Sand verändert sich auch die Beinarbeit. Mußte man in der Halle jeden Ball auslaufen, kann man auf Sand wieder hinrutschen. Dazu später mehr. Die Bälle springen auf Sandplätzen in der Regel höher ab, was wiederum Einfluß auf die Taktik hat und die Spieler/innen brauchen mehr Geduld um den Punkt zu machen, weil das Spiel langsamer wird. Man sieht es jedes Jahr aufs Neue, ob in der Weltklasse oder auf Vereinsebene; im Frühjahr kommen die Sandplatzspezialisten zum Vorschein, die auf diesem Bodenbelag ihre Stärken haben.
Um die Umstellung auf Sand besser bewältigen zu können, bedarf es ein hohes Maß an Umstellungsfähigkeit, was eine koordinative Fähigkeit ist. Deshalb sollte man auch in diesem Bereich einige Trainingseinheiten absolvieren.
Auf Sand sollte man etwas mehr Topspin spielen, damit der Ball für den Gegner höher und gefährlicher abspringt. Er kann die Bälle dann nicht so früh nehmen und muß von weiter hinten schlagen, was einem wieder mehr Zeit verschafft. Der Topspin oder Kickaufschlag wird zu einer Waffe auf Sand und der Winkelball(Kurz cross) ist eine gute Möglichkeit den Gegner unter Druck zu setzen. Auch der Stoppball ist auf Sandplätzen von größerer Bedeutung als in der Halle auf schnellen Böden.
Damit die Umstellung auf Sand dieses Jahr möglichst schnell gelinkt, ein paar wichtige Tipps für die Eingewöhnung für die Sandplatzsaison.
- Spiele mit etwas mehr Topspin von der Grundlinie als in der Halle
- Setze deinen Kickaufschlag, besonders auf die Vorteilseite(Rechtshänder) so ein, dass er möglichst hoch und weit abspringt. Damit öffnest Du sofort das Feld des Gegners.
- Versuche dann mit der Vorhand den nächsten Schlag in die freie Ecke zu spielen, um den Gegner unter Druck zu setzen.
- Kurz cross geschlagene Bälle treiben deine Gegner weit aus dem Platz und du hast anschliesend viele Möglichkeiten den Punkt zu gewinnen.
- Spiele mehr Stoppbälle auf Sand, um den Gegner müde zu machen
- Beim sogenannten Hinrutschen musst Du darauf achten, dass der Rutschvorgang vor dem Schlag beendet ist, damit Du dich optimal vom Boden abstemmen kannst (erste Aktion beim Schlag). Achte auf ein gutes Gleichgewicht bei jedem Schlag.
- Spiele geduldig und werde nicht hektisch wenn die Ballwechsel länger dauern. Warte auf die Fehler der Gegner, aber versuche trotzdem mit größter Intensität zu agieren.
- Trainiere am Anfang viel Rhythmus und versuche die Bälle gut in der Mitte der Bespannung zu treffen.
2 Übungen
- Grundliniensätze ohne Aufschläge jeweils bis 10 Punkte (Champion Tie-Break)
- Topspin Aufschlag auf die Rückhand
Wir wünschen Euch allen eine schnelle Umgewöhnung und viel Erfolg für die kommende Sandplatzsaison.
Euer HM-Tennisteam